Eisen

Eisen in der Schwangerschaft: Warum der richtige Wert entscheidend ist

Eisen in der Schwangerschaft: Warum der richtige Wert entscheidend ist

Eisenmangel in der Schangerschaft _______

Ein evidenz-basierter Leitfaden für werdende und junge Mütter

 

Von der Prävention bis zur Therapie – mit neuesten Studienerkenntnissen

Warum Eisen in der Schwangerschaft lebenswichtig ist

Eisen ist der Schlüssel für die Sauerstoffversorgung von Mutter und Kind. Während der Schwangerschaft steigt der Eisenbedarf auf 30 mg/Tag (DGE, 2023) – das Doppelte des Normalbedarfs! Gründe:

  • Blutvolumenanstieg um 40 %: Für Plazenta und fetalen Kreislauf.
  • Fetale Entwicklung: Bis zur Geburt benötigt das Baby rund 300 mg Eisen, die Plazenta zusätzlich etwa 50 mg.
  • Reserven für die Geburt: Bis zu 500 mg Eisen werden für mögliche Blutverluste eingelagert. 

Studien zeigen:

  • Frauen mit Ferritin < 30 µg/L vor der Schwangerschaft haben ein 3-fach erhöhtes Frühgeburtsrisiko (Georgieff et al., 2020).
  • Eisenmangel bei Kinderwunsch kann Zyklusstörungen und Implantationsprobleme verursachen (Holzer et al., 2023).

Symptome: Wann Sie handeln sollten

  • Eisenmangel äußert sich oft subtil. Typische Warnzeichen
  • Extreme Müdigkeit (trotz ausreichend Schlaf)
  • Blasse Haut, brüchige Nägel, eingerissene Mundwinkel
  • Herzrasen, Kurzatmigkeit bei minimaler Belastung
  • Schwindel oder Konzentrationsstörungen

Basisdiagnostik in der Schwangerschaft

Blutbild

 

Parameter Normalbereich Eisenmangelanämie (IDA)
Hämoglobin (Hb) ♀: 12–16 g/dL < 12 g/dL
MCV 80–100 fL < 80 fL (mikrozytär)
MCH 27–34 pg < 27 pg (hypochrom)
RDW 11–14 % > 15 % (erhöht)

  

Weitere Referenzwerte in der Schwangerschaft:

 

Parameter Normalwert Eisenmangel Anämie
Hb ≥ 11 g/dL (1./3. Trimester) < 11 g/dL (1./3. Tr.)< 10,5 g/dL (2. Tr.)
Ferritin 30–300 µg/L < 30 µg/L < 15 µg/L

 

Quelle: Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie (SGGG), 2023

 

Zusatzinformation: Ferritin allein reicht nicht!

  • Beim Verdacht auf Eisenmangel sollte zusätzlich der CRP-Wert bestimmt werden, um eine Entzündung oder Infektion auszuschließen.
  • Ferritin ist ein sogenanntes Akut-Phase-Protein – bei Entzündungen kann es fälschlich erhöht oder scheinbar normal erscheinen. Deshalb empfiehlt sich die ergänzende Transferrinsättigung:
    < 20 % weist in der Regel auf einen Eisenmangel hin.

 

Neue Erkenntnisse: Eisenmangel & Fruchtbarkeit

  • Ovulatorische Unfruchtbarkeit: Frauen mit Ferritin < 30 µg/L haben ein 32 % höheres Risiko (Chavarro et al., 2006).
  • Embryonalentwicklung: Eisen unterstützt die Eizellreifung und Plazentabildung (Zhang et al., 2022).
  • Praxis-Tipp: Ferritin, Transferrin & CRP bereits bei Kinderwunsch testen – nicht nur Hb!

 

Eisenbedarf decken: Ernährung vs. Supplemente

1. Ernährung

  • Häm-Eisen (tierisch):
    Rindfleisch (3 mg/100 g), Lachs (1 mg/100 g)
    → Absorption: 15–35 %
  • Nicht-Häm-Eisen (pflanzlich):
    Linsen (8 mg/100 g), Kürbiskerne (12 mg/100 g)
    → Absorption: 2–20 %
  • Vitamin C-Booster:
    Paprika oder Orangensaft zur Mahlzeit erhöhen die Aufnahme um bis zu 50 %
  • Hemmstoffe vermeiden:
    Kaffee, Schwarztee, Milchprodukte mindern die Aufnahme

 

2. Supplementation

Prophylaxe:
  • Multivitamin wie z. B. Femme pränatal® (2 Kapseln = 15 mg Eisen). Täglich morgens nüchtern bei Eisendosis ≤ 40mg. 
oder
  • Bei einem erhöhten Bedarf empfiehlt sich zum Multivitamin eine ergänzende Einnahme höher dosierter Eisenformen – z. B. Floradix® (45 ml enthalten 36,8 mg Eisen) – alle zwei Tage nüchtern am Morgen, um eine kumulative Eisenzufuhr von ≥ 40 mg zu erreichen.
 
Therapie bei Mangel:
  • Leichter Mangel (Ferritin 15–30 µg/L): 60–200 mg Eisen jeden 2. Tag am Morgen auf nüchternen Magen.
  • Schwere Anämie oder bei Unverträglichkeit der oralen Dosis ab dem 2./3. Trimester (Hb < 9 g/dL): IV-Eisengabe (z. B. Ferrinject®). NICHT im 1. Trimester.

 

Studienergebnisse

  • Alternierende Gabe (100 mg alle 2 Tage) reduziert Magen-Darm-Nebenwirkungen von 45 % auf 18 % – bei gleicher Wirksamkeit (Stoffel et al., 2020).
  • Niedrigdosis (< 40 mg/Tag) zeigt vergleichbaren Hb-Anstieg wie höhere Dosen, aber ~60–65 % weniger Nebenwirkungen (Simic et al., 2023; PMC-Studie, 2023).

 

Verträglichkeit

GI-Nebenwirkungen:

    • <40 mg/Tag: 10–20 % (PMC9715811).
    • 80–120 mg/Tag: 45–72 % (Studie von Madan et al., 1999).

Gründe:

    • Geringere unabsorbierte Eisenreste im Darm → weniger oxidative Schäden und Entzündungen (Burgerstein Foundation, 2024).  

Praxistipps

  • Vitamin C-Kombination: Steigert die Absorption von Nicht-Häm-Eisen um 50 %.
  • Einnahmezeitpunkt: Morgens nüchtern, da der Hepcidin-Spiegel abends natürlicherweise ansteigt.
  • Formulierung: Eisenbisglycinat (20–25 mg/Tag) ist besser verträglich als Sulfate (Burgerstein Foundation, 2024).
Unsere Multivitamine enthalten alle Eisenbisglycinat, gebunden an 2 Glycinat-Moleküle, welches Interaktionen mit anderen Mikronährstoffe verhindert und die Nebenwirkungen reduziert.

 

Für individuelle Dosierungsempfehlungen sollten immer Ferritin und CRP gemessen werden!

 Postpartales Management

  • Stillzeit: Bedarf bei 20 mg/Tag (DGE, 2023)
  • Kontrolle: Ferritin 6–8 Wochen nach Geburt – besonders nach Blutverlust oder Kaiserschnitt
  • IV-Eisen postpartal: verkürzt Erholungszeit bei Hb < 10 g/dL (Hanusch et al., 2024)
  • Achtung: Eisenmangel erhöht das Risiko für Wochenbettdepressionen um 37 % (PMC9715811) 

 

FAQs – Die häufigsten Fragen

Wie oft sollte der Eisenwert kontrolliert werden?

  • Routine: Hb bei Erstuntersuchung & 24.–28. SSW
  • Risikopatientinnen: monatlich Ferritin + CRP
 

2. Kann zu viel Eisen schaden?
Ja – Ferritin > 300 µg/L erhöht z. B. das Diabetes-Risiko (Ataide et al., 2023)

3. Hilft Femme pränatal® bei schwerem Mangel?
Nein – bei Ferritin < 15 µg/L braucht es 100–200 mg Eisen jeden 2. Tag plus Vitamin C.

 

Fazit

  • Eisenmangel in der Schwangerschaft ist vermeidbar – durch frühzeitige Diagnostik, gezielte Ernährung und individuell angepasste Supplemente.
  • Empfehlung:
  • Vor der Schwangerschaft: Ferritin checken
  • Ab 20. SSW: Alternierende Gabe (100 mg alle 2 Tage) – bei Bedarf
  • Kurz vor bzw. nach der Geburt: Speicher wieder auffüllen ggf. auch mit IV-Eisen.

 

Quellen:

  • Holzer I. et al. (2023), Frontiers in Endocrinology
  • Stoffel NU et al. (2020), Haematologica
  • Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE, 2023)
  • Hanusch et al. (2024)
  • Ataide et al. (2023)
  • PMC9715811: Comparison of different doses of daily iron supplementation in pregnancy
  • PMC4011041: Low-dose iron supplementation in non-anemic women
  • Burgerstein Foundation (2024): Eisenpräparate: Weniger ist mehr

 

Letzte Aktualisierung: März 2025

 Mit diesem Wissen können Sie Ihre Schwangerschaft bewusst und gestärkt gestalten – für eine gesunde Zukunft von Mutter und Kind!

 

Eure Valesca

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